Katerfrühstück – wie das schon klingt ! Hat etwas zu tun mit übermäßigem Alkoholkonsum. Meistens am Vortag. Und das ist in den meisten Fällen selbst verschuldet, ausser man (der Mensch natürlich) bekommt es mit Gewalt in seinen Schlund geschüttet – aber so etwas passiert eher selten.
Mich, Benny, einen liebenswerten, schwarzen Kater, auf ein Frühstück nach einer durchzechten Nacht zu reduzieren, ist wirklich eine Frechheit. Wie kommen die Menschen dazu, den Namen „Kater“ für ausschweifendes Nachtleben zu verwenden? Ich habe mir da, weiss Gott, Besseres verdient. Naja, was will man schon von Menschen erwarten, die des Nachts feiern gehen, saufen und rauchen, dass die Augen tränen, nächtens mit dem Taxi angetrunken nach Hause fahren, die Stiegen zu ihrer Wohnung (allein oder in „Begleitung“) hinauf stolpern, sich mit dem Fell, oh sorry, mit ihrem Gewand ins Bett legen und dann irgendwie in die Welt der Träume abgleiten ..
Am nächsten Tag wachen sie vielleicht gegen Mittag auf, wanken ins Bad, schauen in den Spiegel und erschrecken, als hätten sie den Basilisken persönlich gesehen. Sie nennen es einen „Kater“, diesen Zustand, den sie selbst – gewollt oder ungewollt – herbei geführt haben. Hab ich das verdient?
Meistens ist es ja am Sonntag, wo der Kopf nicht mehr weiss, ob er denken oder sich nicht doch wieder in den Polster kuscheln soll. Der Tag ist mehr oder weniger gelaufen, wenn ein Mensch dann um 3 Uhr nachmittags wieder einigermaßen denken kann. Glück hat der Mensch, wenn neben ihm noch so ein Artgenosse schläft, denn dann ist er nicht so allein in seinem Elend. Möglicherweise hat dieser Artgenosse auch die selben Symptome wie er selbst und – geteilter Schmerz ist halber Schmerz. Oh ja, die Kopfschmerzen dieser Spezies sind ja typisch für ihr Verhalten. Schnell noch ein paar Aspirin in den Tee oder auch „Alka-selzer“, bennant nach dem Alkalisalz, in den Rachen, Wasser nachgeschüttet und gewartet, bis diese quälenden Schmerzen aufhören.
Ich weiss das, denn mein Freund, mit dem ich des Nachts um die Häuser streiche, erzählte mir kürzlich von seinem früheren Herrchen, bei dem dieses Szenario öfters vorgekommen ist. Bei Kauno, meinem Freund, ist die Erinnerung an sein Herrchen wieder hochgekommen, als ein offenbar betrunkener Mann mit einer leeren Bierflasche durch den Park getorkelt ist. „Weisst du, Benny“, sagte Kauno zu mir. „Mein Herrchen ist auch manchmal so nach Hause gekommen. Dann hat er mich gar nicht beachtet, hat nur unverständliches Zeug gebrabbelt und ist dann auf sein Bett gefallen. Erst am nächsten Tag ist er aufgestanden, hat mich bemerkt und mir etwas zu fressen gegeben.“ Kaunos Stimme klang traurig, aber ich fragte nicht nach, wie das weitergegangen war.
Ich persönlich habe es ja sehr schön bei meinem Katzenvater. Naja, er ist schon ein älteres Semester und sicher nicht mehr interessiert an langen, verrauchten Abenden, mit Getränken, die keine Katze je trinken würde. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich bin jetzt 2 Menschenjahre alt und sehr selbständig geworden. Die drei Meter von Herrchens Wohnung auf die Strasse überwinde ich immer mit Hilfe eines Baumes, der genau vor unserem Balkon steht. Manchmal, wenn mir das Futter, das mir Herrchen vorsetzt, nicht schmeckt oder mir schon fad wird, weil es immer dasselbe ist, hole ich mir vom nahen Park selbst meine Speisen. Ihr dürft raten, was das wohl sein mag…. Richtig. Junge Ratten. Sie können mit mir nicht mithalten und verlieren das Laufduell jedesmal, und dann schlage ich meine Zähne in ihren Nacken. Frisches Fleisch schmeckt eben ganz eigen. Anderer-seits ist mein „Besitzer“ eigentlich sehr bemüht, mir alle möglichen Leckerbissen auf den Teller zu legen, und dann wäre ich doch dumm, diese nicht zu fressen.
Letztens hat mir mein Herrchen wieder wunderbare Köstlichkeiten in mein Schüsselchen gelegt und gesagt: „Da hast du, mein Kater. Das sind die Überbleibsel von meinem Abendessen im Weinhaus Sittl.“ Es waren Rindsstückchen in einer Sauce. Ich habe danach tagelang an dieses traumhafte Fressen denken müssen. Hoffentlich geht Herrchen noch oft dorthin und bringt mir etwas mit!
Mein Freund Kauno und ich leben ein schönes Katzenleben, beobachten vieles, was die Menschen so treiben, was sie bewegt und wie sie so sind. Wir sind oft stundenlang unterwegs und sehen so einiges, wie diese Menschen miteinander umgehen, wie sie heftig gestikulieren oder einander sanft anfassen….
Darum mache ich mir Gedanken um die Art des Zusammenlebens, nicht nur zwischen Katz und Mensch, sondern auch zwischen Mensch und Mensch. Oft sitze ich am schönen Balkon in meinem Sessel und blicke auf die Umgebung, sehe Menschen, Tiere, Vögel, Autos… und andere Katzen, mit denen ich mich des Nachts gerne unterhalte – über Dinge die weit über ein „Katerfrühstück“ hinaus gehen…
Bis bald wieder, Euer Benny, ein kleiner, schwarzer Kater grüsst….