Einige Wochen nach unserer Rückkehr von der Katzenolympiade beruhigte sich wieder alles um uns herum; das normale Katzenleben konnte seine Fortsetzung finden. Unser Leben war ja unmittelbar nach der Olympiade doch ziemlich hektisch verlaufen.

Unser Herrchen musste in den Tagen nach unserem Antreten und exzellenten Abschneiden bei den Bewerben in Salzburg viele Interviews geben. Zeitungen und Zeitschriften schickten ihre Reporter und Journalisten zu uns, und es wurde fast täglich über unser Abschneiden berichtet. Herrchen war schon etwas genervt, denn ständig läutete das Telefon, oder Reporter standen vor der Türe und wollten uns sehen oder fotografieren. Es ist ja ziemlich ungewöhnlich, dass zwei Teilnehmer aus einer Familie Medaillen nach Hause nehmen, aber es ist wunderschön zu wissen, dass man Anerkennung bekommt und den Lohn der ständigen Arbeit und des gewissenhaften Trainings einfahren kann.

Auch unsere lieben Katzenmädchen waren grenzenlos stolz auf uns.

Bella wurde zu meiner grossen Bewunderin. Sie konnte ja nicht wissen, wie viele Stunden ich mit meinem Herrchen trainiert hatte. Ich erzählte ihr von den einzelnen Erlebnissen bei der Olympiade, und sie hörte gespannt zu, teilweise mit offenem Schnäuzchen. Kauno war sehr still geworden, aber er kümmerte sich stets um seine Raja, die auch ihn mit Katzenliebe überschüttete. Kauno war eher der ruhige, zurück-gezogene Typ Kater, der lieber im Hintergrund blieb, als sich stets zu präsentieren. Er hatte viel in seinem Leben erlebt, nicht immer nur schöne Sachen, und konnte lange nicht glauben, dass seine geheimen Wünsche und Träume auch Wirklichkeit werden könnten.

Für mich war und ist Kauno der heimliche Goldmedaillengewinner der Katzen-olympiade. Er hatte erst viel später mit seinem Training begonnen, und erst, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass er reelle Chancen auf einen guten Platz bei den Bewerben hätte, fing er an, wie wild zu trainieren; oft um Stunden länger als ich. Er ist mein heimliches Vorbild, aber durch seine Bescheidenheit und Zurückhaltung relativ unauffällig. Dies ist seine Besonderheit.

Kauno und Raja waren und sind ein besonderes Paar, und unser Herrchen sowie auch seine Freundin lieben uns vier wirklich von ganzem Herzen, und das spüren wir.

Ja, Ines und Bella haben unser Katzenleben bereichert. Ines ist schon mehrere Wochen bei uns, und wenn sie und Herrchen abends zusammensitzen, hören sie meist klassische Musik. Ich muss zugeben, dass mir diese sanften Klänge sehr wohl gefallen. Dann liegen Bella und ich oft bei ihren Füßen und hören zu.

Nur noch selten geht unser Besitzer abends weg und bleibt gar nicht mehr die ganze Nacht aus. Wir hatten früher eine liebe Katzensitterin, die aber kaum noch kommen muss. Viele schöne Stunden verbringen wir sechs in unserer grossen Wohnung und grösstenteils auch auf dem Balkon, wo wir uns gerne aufhalten, wenn das Wetter es zulässt. Unsere beiden lieben Menschen wissen das, und wenn Kauno und ich mal im Park unterwegs sind, versuchen unsere Katzenmädchen, ihnen das mitzuteilen. Nicht immer mit Erfolg, aber immerhin. Bella und Raja gehen ja nie in den Park hinunter. Bella interessiert kein Freigang, und Raja möchte nicht mit den Katzen, die sie einst so gekränkt hatten, zusammentreffen.

Anders bei mir und Kauno: es hat sich natürlich herumgesprochen, dass wir bei der Katzenolympiade so gut abgeschnitten hatten. Viele Katzen bewunderten uns, kamen zu mir und auch zu Kauno und wollten vieles wissen und von uns Ratschläge einholen. Ich bin ja schon seit längerem als “Oberhaupt“ der Park-Katzen anerkannt und gebe gerne vieles von meinem Wissen weiter. Kauno ist da eher zurückhaltend, so wie es seinem Naturell entspricht. Irgendwie kann und will er sich nicht in den Vordergrund spielen. Er ist eher auch ein bescheidener Kater, wahrscheinlich von seinem bisherigen Katzenleben geprägt. Jedenfalls ging er immer mit mir mit, und wenn wir gelegentlich allein jagen gehen, erzählt er mir dies und das, was sich gute Freunde eben so erzählen. In Raja hat er eine Partnerin gefunden, die zu 100 Prozent zu ihm passt und die immer auf seinen Charakter und auf seine Eigenheiten eingeht. Wenn sie einmal zuviel miaut oder zuviel von ihm wissen will, zeigt er ihr dies, indem er seine Pfote auf ihren Körper legt und schnurrt. Dann weiss Raja Bescheid und fragt ihn nicht mehr. Ich denke, dass ihn sein Unfall mit dem Auto irgendwie verändert hat, aber sicher bin ich mir nicht; und ihn darauf ansprechen will ich auch nicht. Zu sehr respektiere ich sein damaliges Trauma, das er sicher erlitten hat.

Wir können auch die liebevolle Zuneigung unserer beiden Menschen erkennen. Sie drücken ihre Münder – oder Schnäuzchen – aufeinander und halten sich an den Händen, reden in sanftem Ton miteinander, und aus ihren Gefühlen strömt grosse Harmonie. Wir Katzen haben natürlich auch Gefühle, aber die Art und Weise, wie wir sie untereinander ausdrücken, ist komplett anders als bei den Menschen. Wenn wir einen Artgenossen gern haben und ihn schätzen, legen wir unsere Schwänze um seinen Körper, lecken sein Fell und seine Ohren und räkeln uns am Boden, beschnuppern ihn und schliessen die Augen halb, um zu lächeln. So sind wir eben.

Ich rate vielen Menschen, die Katzen zu Hause haben, oder mit Katzen leben, viele Informationen darüber einzuholen, damit sie unser Verhalten verstehen lernen.

Mein Herrchen – und auch Frauchen – sind da besondere Menschen. Sie können viele unserer Informationen verstehen und handeln danach, und das bringt jene Harmonie zum Vorschein, die wir uns als Katzen so wünschen.

Ja, wir sind freie Wesen mit eigenem Charakter, wir kommen und gehen, wann wir wollen. Wir machen vieles aus eigenem Antrieb heraus, aber wir suchen – genau wie die Menschen auch – Liebe, Geborgenheit und Harmonie – Miau.