Kapitel 17: Österreichische Staatsmeisterschaft

Es klingelte an der Eingangstür, und Herrchen öffnete. Der Postbote brachte zwei eingeschriebene Briefe vom Organisationskomitee der Katzenolympiade. Die Vorentscheidungen sollten in ein paar Tagen beginnen, und rund 80 Katzen aus Österreich würden sich dem Ausscheidungsverfahren stellen. Kauno wurde vom Komitee genehmigt, und mein Besitzer freute sich sehr darüber, dass nun zwei seiner Katzen daran teilnehmen durften. Kauno und ich sassen in einiger Entfernung von ihm, als er die Briefe öffnete und bestätigt fand, dass wir teilnehmen durften. Ich hatte mir da weniger Sorgen gemacht, denn ich war ja schon gesetzt gewesen, aber dass Kauno vom Ausschusskomitee ein positives Ergebnis erhielt, war für mich – ebenso wie für Herrchen – schon sehr schön.

Einige Tage volles Training waren jetzt angesagt. Katzengerechtes, wunderbares Fressen wurde uns serviert und unser Fell auf Vordermann gebracht, sowie ein tierärztliches Zeugnis eingeholt – und das ging so…

Herrchen setzte uns beide in einen grossen Tragekorb, und ab ging‘s zum Tierarzt. Kauno war wieder mal recht ängstlich, sodass ich ihn mehr als nur trösten musste. Raja war auch besorgt, doch ich versprach ihr, auf Kauno aufzupassen, und erklärte ihr den Ablauf beim Tierarzt. Daraufhin wurde sie wieder ruhiger und legte sich im Wohnzimmer in ihren Korb. Der Tierarzt kannte mich natürlich, ebenso Kauno, und war mehr als nur erstaunt, wie gut dieser sich erholt hatte und wie kräftig er geworden war. Seine Muskelpakete an den Hinterläufen waren um Wesentliches stärker ausgeprägt als meine. Nun wurden wir gewogen…. Kauno hatte fast sechs Kilogramm und ich fünfeinhalb. Wir hatten gut trainiert. Herrchen war zufrieden. Der Tierarzt wünschte uns allen viel Glück, und wir fuhren wieder nach Hause. Mein Herrchen hatte einen neuen grossen Transportkäfig aus Aluminium gekauft, mit Katzentoilette und Futterplatz sowie einer eingebauten Wasserschüssel, denn der Weg nach Salzburg war für zwei Katzen recht langweilig, obwohl wir während der Fahrt die Möglichkeit hätten zu plaudern.

Der grosse Tag kam, und mein Besitzer und Trainer schob uns in den Transportkorb, setzte uns in seinem Auto in die grossen Alukäfige – die Fahrt konnte beginnen. Raja wurde einstweilen von einer lieben Katzensitterin versorgt, die täglich kam, um sie zu füttern. Im Park hätte sie wohl keine Chance gehabt, etwas zu fangen, geschweige denn über den Baum dorthin zu gelangen.

Salzburg. Wowww. Eine schöne Stadt und voll von Katzen. Überall Artgenossen, die uns mit grossen Augen anstarrten. Und dann die Spielstätte. Ein riesiges Areal, wo mindestens 100 Katzen und auch sehr viele menschliche Begleiter anwesend waren. 78 Starter aus ganz Österreich waren hier versammelt.

Nach der Vorstellung und dem Erklären der Regeln ging es los. Es wurde ausgelost, wer mit wem zu kämpfen hatte. In jeder Auslosung mussten 8 Katzen gegeneinander antreten, und die beiden Besten stiegen in die nächste Runde auf. Kauno und ich wurden jeweils Gruppensieger. Kauno war ganz aufgeregt und nervös. Ich weniger, denn ich kannte ja das Prozedere.

Dann die zweite Runde, wo nur mehr  20 Katzen es geschafft hatten, die Hürden zu meistern. Kauno erzielte in den Disziplinen  „Hoch/Weit“ und „Weit“ jeweils die Bestweiten, was ihm enormen Auftrieb gab. Ich war nur im 100 Meter-Lauf vorne. In der Hochsprung-Disziplin siegte ein Kater aus Tirol. Viele Katzen kannten mich aus dem Vorjahr, wunderten sich aber, dass ein Neuer so stark aufgetreten war, zollten ihm neidlos Respekt und Anerkennung, nicht zuletzt auch bestärkt durch die Tatsache, dass Kauno ein Kraftpaket war.

Bei der Endausscheidung waren nun diese 20 Katzen startberechtigt, und wieder siegte Kauno in der Kategorie „Hoch/Weit“ , wurde in der Weitsprung-Disziplin Zweiter und im Hochsprung Dritter. Lediglich im 100 Meter-Lauf musste er sich auf Grund seiner früheren Verletzung durch Devils Biss in die rechte Vorderpfote mit Rang 6 begnügen, was im Gesamtklassement den hervorragenden 3. Platz ausmachte. Erstaunt waren jedenfalls fast alle – ausser mir, denn ich wusste um die Qualitäten meines Kumpels.

Ich selbst siegte im 100 Meter-Lauf, sowie im Hochsprung, kam in der Disziplin „Hoch/Weit“ auf Platz Vier und im Weitsprung noch vor meinem Tiroler Konkurrenten ebenfalls auf Platz Vier. In der Weitsprung-Disziplin siegte Toro aus Osttirol, was aber kein Wunder war, denn in dieser war er haushoher Favorit. Er hatte auch sehr, sehr lange Hinterläufe.

Ich hatte ganz knapp im Gesamt- und Schlussklassement die Schnauze vorne, lediglich um einen Punkt konnte ich den Sieg für mich buchen und war wirklich froh darüber, denn ich wusste, dass ich noch mehr trainieren musste, um bei der Olympiade Chancen auf eine Medaille zu haben.

Glücklich und zufrieden wurden wir von den Veranstaltern geehrt, und ich durfte mich zum zweiten Mal Österreichischer Staatsmeister im Katzen-Vierkampf nennen. Kauno freute sich fast mehr über seinen dritten Gesamtrang, den er bis zum Schluss nicht ganz begreifen konnte. Wir beide und noch drei andere Kumpel dürfen nun bei der Katzenolympiade antreten und wir werden in einem fairen Wettkampf den Sieger ermitteln.

Im Anschluss an die Veranstaltung ging es dann nach Hause, wo Raja schon sehnsüchtigst auf ihren Kauno wartete. Als er ihr dann noch von seiner Olympiateilnahme und seinem dritten Platz bei den Staatsmeisterschaften erzählte, heulte sie vor Freude minutenlang. Zärtlich legte mein Freund seinen Schwanz um Raja, doch wenig später packte beide die Müdigkeit, und sie schliefen eng aneinander gekuschelt ein.

Ich ging zufrieden auf den Balkon hinaus, wo das Mondlicht schimmerte, legte mich in meinen bequemen Sessel und schnurrte glücklich – genauso glücklich musste mein Herrchen sein, der auch noch sehr stolz auf uns beide war. Wir waren unserem grossen Ziel einen weiteren Schritt näher… und das hiess: Olympiasieger….