Katerfrühstück. Ja, Katerfrühstück habe ich heute wieder nach langer Zeit aus dem Schnäuzchen meines Herrchens vernommen. Ganz leise sagte er es vor sich hin, als er um 12h mittags aus seinem Bett stieg. „Ich muss mir jetzt ein Katerfrühstück machen“, sagte er in sehr verhaltenem Ton. Warum er so leise sprach, sollte ich erst später erfahren. Langsam ging er in die Küche hinunter, während seine Begleitung, die gestern erst das zweitemal mit ihm in die Wohnung gekommen war, noch fest schlief. Warum er sich den Kopf hielt, wusste ich auch nicht. Noch nicht. Ich verstehe ja vieles, was er zu mir sagt, aber eben nicht alles. Also blieb ich ruhig auf meinem Schlafplatz liegen und wartete auf die Dinge, die noch kommen sollten.

Übrigens, ich habe einen wunderschönen, weichen Schlafplatz mit Schaffell und sogar so etwas, was die Menschen Kopfpolster nennen. Nur eine Decke fehlt mir, aber die brauche ich nicht: ich habe ja ein dichtes Fell. Da wird mir so schnell nicht kalt. Die Menschen können ihr Fell ja ausziehen. Sie sehen dann aus wie eine Sphinx-Katze. Aber das sollte mir ja egal sein. Ich war nur neugierig, wie sich die Begleitung meines Herrchens – nachdem sie endlich aufgestanden war – zu mir benehmen würde.

Ihr wisst ja, dass ich schon 2 Jahre hier wohne und in der warmen Jahreszeit öfters mal in den Park gehe und dort die Menschen beobachte, aber auch einige Artgenossen, die dort herumstreunen und sich Futter holen.

Mir geht es ja bei meinem Menschen ausgezeichnet, ich bekomme immer ausreichend Futter, Wasser und einen wunderbaren Schlafplatz, aber viele meiner Katzenfreunde haben das nicht. Sie müssen sich durchschlagen und beneiden mich oft deswegen. Manche haben natürlich ein fixes Zuhause, aber die meisten sind alleine auf sich gestellt. Das tut mir leid, deshalb bin ich sehr froh, mein Herrchen gefunden zu haben. Ich habe ja noch (fast) mein ganzes Katzenleben vor mir.

Aber zurück zu Herrchens Begleitung. Langsam stand diese Menschen-Frau aus ihrer Schlafstelle auf und ging hinunter in die Küche, wo Herrchen schon am Tisch saß und starken Kaffee, sowie Toast und Marmelade aß. Mir hatte er schon gutes Fressen ins Schüsselchen gelegt, und ich fraß genüsslich meinen darin befindlichen Fisch. Irgendwie tat mir mein Herrchen leid. Ich glaube, dass er grosse Schmerzen in seinem Kopf hatte, denn er hielt ihn ständig mit beiden Händen. Seine Begleitung kam die Stiegen herunter und hielt sich ebenfalls den Kopf.

Was war geschehen? Langsam blickte ich durch. Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht, als die beiden in die Wohnung kamen. Sie lachten und scherzten und waren so guter Dinge, dass ich lange nicht einschlafen konnte. Dann stellten sie noch eine Flasche mit prickelndem Saft auf den Tisch und verschwanden dann lachend Richtung Schlafstätte.

Was dann passierte, weiss ich nicht mehr, denn die Türe hielt alle Geräusche von mir fern, und ich konnte dann nach geraumer Zeit wieder einschlafen.

Ich denke, dass die beiden ein wenig zuviel von diesem weissen Saft getrunken haben und deswegen heute Kopfschmerzen hatten.

 

Nur, dass die Nahrungsaufnahme am nächsten Tag gegen Mittag „Katerfrühstück“ genannt wird, das wird mir ewig ein Rätsel bleiben… da bleib ich doch lieber bei meinem guten Essen, das ich von meinem Herrchen jeden Tag bekomme – und vor allem trinke ich ausser verdünnter Milch, etwas Yoghurt und reinem Wasser gar nichts…